Das Wort Buddha kommt im Buch nur genau 3mal vor, das Cover eingeschlossen. Auch sonst hält der Österreicher Volker Zotz im 1999 zum ersten Mal erschienen Buch „Mit Buddha das Leben meistern“ Abstand von Esotherik und Mystifizierung, gibt aber eine gelungene kurze und prägnante Zusammenfassung der Leitmotive des klassischen Buddhismus.
Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen
Inhalt
Nach dem ersten viertel des Buches, welches den Lebensweg von Gautamas und seiner Begleiter skiziert geht es im wesentlichen um Übungen die in die Tat umgesetzt werden wollen, sowie um philosphische Grundsätze an denen sich kein Übel identifizieren lässt.
Erstaunlicherweise sind viele, wenn nicht die Meisten, Ansätze in modernen psychologischen Therapieformen wieder zu finden. Dies ist erstaunlich wenn man berücksichtig das diese bereits um die 2.500 Jahre alt sind.
Die gerade mal knapp über 200 Seiten sind verständlich geschrieben, regen zum Denken an und können dem ein oderen Anderen sicherlich dabei helfen die persönliche Mitte (wieder) zu finden. Ob nun aus allgemeiner Neugier, auf der Suche nach Stressreduktion oder aus anderen Motiven: Das Buch kann ich guten Gewissens jedem empfehlen, der seinen Horizont erweitern möchte.
Im folgendenen ein paar Auszüge der Übungen und Prinzipien.
Übungen
Die Übungen werden hier nur Auszugsweise als Notiz für die Durchführung umschrieben. Sinn und Zweck entnimmst du am besten direkt aus dem Buch.
- Übung 1 (Seite 43): Der Tagesrückblick
Lass keinen Tag erinnerungslos verstreichen. Vor dem Schlafen das was am Tag geschah im Schnelldurchlauf (nicht an einzelnen Momenten hängen bleiben) Revue passieren lassen. In umgekehrter Reihenfolge, also von abends nach morgens. - Übung 2 (Seite 45): Das gesammelte Aufstehen
Sich schon beim Aufstehen, des Moments bewusst sein. Dazu 2-3 Minuten lang mit den Bewusstsein von Füßen bis Kopf durch den Körper „wandern“ und dabei das entsprechende Körperteil z.B. durch Bewegung bewusst waahrnehmen.
In modernen Therapieformen ist dies auch in einer langsameren Version als „Body Scan“ bekannt. Wer dazu eine geführte Anleitung möchte kann sich diese bei der Techniker Krankenkasse also Audiodatei herunterladen. - Übung 3 (Seite 46): Das Feststellen des Zeitauwandes
Führe 3 bis 5 Tage genau Buch, womit du Deine Zeit verbringst. Danach das Ergebnis betrachten um eine genaue Übersicht zu erhalten mit welchen Dingen man wieviel Zeit am Tag verbringt. - Übung 4 (Seite 73): Die Zeit zur Meditation
Durch Meditation soll Entspannung und wahre Freiheit entstehen. 15 Minuten sind ok. Wichtiger als die Länge ist die Regelmäßigkeit, am besten immer zu(m) gleichen Zeitpunkt(en). Mehr zur Vorgehensweise unter „Anleitung zur Meditation“. - Übung 5 (Seite 76): Glauben und Wissen
Man sollte wissen dass man glaubt und nicht glauben, dass man weiss. Damit ist gemeint deine festen Überzeugungen, sowie die eigene Objektivität und Einstellung anderen gegenüber zu hinterfragen. Diese Einsichten ermöglichen erst überhaupt, den eigenen Horizont zu erweitern. - Übung 6 (Seite 77): Was macht mich zu dem, was ich bin?
Analysiere die Ergebnisse aus Übung 3 dahingehend, inwiefern regelmäßig wiederholte Tätigkeiten im privaten und/oder Beruf deine Persönlichkeit Formen. Frage Vertraute danach wie Sie dein Verhaltene in bestimmten Situationen wahrnehmen. Vergleiche Fremdwahrnehmung mit deinem Selbstbild. - Übung 7 (Seite 102): Das Denken schulen
Beginne dein Denken zu beobachten. Gibt es etwas das dich fühlen lässt ungenügend zu sein oder dich selbst an dir stört? Wenn ja, was ist es? Ist es eine Sache oder vieles? Wähle zunächst ein spezifisches Thema und handle nach der Beschreibung im Bereich „Schulung des Denkens“. - Übung 8 (Seite 104): Beobachtung der Rede
Achte einen Tag lang auf:
– wie du andere grüßt
– wie du Fragen beantwortest
– was du bestimmten Menschen sagst oder nicht sagst
– wann und zu wem du die Unwahrheit sagst
– ob du zu jemanden grob/unfreundlich sprichst
– ob du dich manchmal oder oft nicht traust zu reden
– ob du den Impuls zu reden unterdrückst und wie du dich dabei fühlst
Nimm diese Punkte wahr ohne sie direkt zu bewerten. In der Meditationszeit denkst du dann darüber nach was dich wie reden lässt. - Übung 9 (Seite 104): Selbstehrlichkeit im Wirken
Gestehe dir die wahren Motiven deines Handelns ein. Wenn du an dir arbeiten möchtest, solltest du wissen was du bewusst und auch unterbewusst beabsichtigst. Denke auch an Momente aus der Vergangenheit zu denen du anders gehandelt hast als du wolltest und warum dies so war. - Übung 10 (Seite 129): Änderung der Blickrichtung
Höre auf deinen eigenen Schmerz zu wichtig zu nehmen. Wie geht es anderen? Wenn es anderen schlechter geht als dir: Der Grund warum es dir so schlecht geht ist, dass dich andere nicht interessieren. Das nächste Mal wenn dich jemand verletzt oder dir etwas schlechtes passiert, dann ärgerst du dich nicht darüber und wirst auch nicht wütend, sondern hilfst jemanden oder bist zu einer Person besonders nett. So ist aus etwas schlechtem etwas gutes entstanden. - Übung 11 (Seite 132): Arbeit an der Angst
Gautamas Ansicht nach, sollst du dich deinen Ängsten direkt stellen um sie nicht dein Handeln bestimmen zu lassen. Dieser Ansatz wird auch in der modernen Verhaltenstherapie bei Agoraphobien angewandt, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Agoraphobie .
Schritt 1: Die Angst akzeptieren – Auch das bewusstwerden der Angst und die Identifikation der Auslöser, während der Meditation ähnelt anderen modernen Ansätzen der Psychotherapie.
Schritt 2: Einteilen der Ängste – Einteilung der Ängste nach Dingen die du gar nicht oder nur unwesentlich beeinflussen kannst, wie z.B. Erdbeben und nach Dingen die du direkt beeinflussen kannst, wie z.B. eine Prüfungsangst. Wenn Ängste aber dein Leben bestimmen empfiehlt der Autor zusätzlich professionelle psychologische Konsultation.
Schritt 3: Gedankenarbeit und Handeln – Versuche bei den Dingen an denen du so gut wie nichts ändern kannst deine Denkweise darüber zu ändern. - Übung 12 (Seite 135): Betrachtung über den Tod
Zusammengefasst sollst du dich nicht erst mit deinem Tod beschäftigen wenn er „vor der Tür steht“, sondern überlegen was du tun würdest wenn du wüsstest, dass dir nur noch ein begrenzter Zeitraum bleibt. Wenn du das gründlich zusammengefasst hast, überlege was du davon nicht vielleicht jetzt schon angehen kannst. - Übung 13 (Seite 162): Wo sitzen meine Fesseln?
Gehe während der Meditation die ersten 9 der 10 Fesseln (siehe Kapitel „Zehn Fesseln“) durch. Am besten beschäftigst du dich an jedem Tag mit jeweils einer. - Übung 14 (Seite 162): Erweiterung des Horizonts
Nimm dir vor sobald irgend möglich etwas neues zu lernen um deinen Horizont zu erweitern. Es ist egal um was es sich dabei handelt, es soll nur nicht aus einem zwanghaften Grund (z.B. Aufgabe von der Arbeitsstelle) geschehen und „machbar“ sein. - Übung 15 (Seite 163): Zeitweiliger Verzicht
Identifiziere deine Süchte und verzichte auf diese zumindest zeitweise. Also z.B. kein Fernseher für 3 Tage o.ä. . Die eventuell daraus entstehende Leere sollst du positiv und bereichern nutzen. D.h. zum Beispiel die durch das nicht Fernsehen gewonnene Zeit für ein neues Hobby, Sport oder Meditation nutzen.
Anleitung in die Meditation
(Seite 165-186). Meditation = die Mitte finden und sich daran ausrichten um die größeren Zusammenhänge zu erkennen. Auch soll die Meditation dabei helfen das Leben nicht an sich, durch die vielen unbewusst ausgeführten Aktivitäten, vorbei ziehen zu lassen. Um deine Mitte zu finden wird eine herangensweise aufgeteilt in verschiedene Übungen im Buch empfohlen. Die erste Meditationsübung ist das bewusste Beobachten des eigenen Atems. Du setzt dich aufrecht hin, achtest darauf dass du ungestört bist und fängst an auf deine Ein- und Ausatmung zu achten, möglichst ohne diese dabei zu beeinflussen. Sobald du bemerkst, dass du gedanklich „abgedriftet“ bist, ärgerst du dich nicht darüber, sondern setzt die Beobachtung des Atems weiter fort. Verzage nicht, falls dir dies am Anfang sehr schwer fällt, das ist völlig normal da wir alle gewohnt sind nur auf äußere Reize und nicht unser innerstes zu achten. Umso häufiger du die Übung wiederholst, desto leichter wird sie dir fallen. Ebenso das Stille sitze kann schwer fallen, weshalb es auch so wichtig ist an einem ruhigen Ort ungestört zu meditieren. Die Sitzhaltung ist dabei sekundär, die Hauptsache ist, dass du so bequem, aufrecht, frei und ungezwungen sitzt, dass du dies für einen längeren Zeitraum ohne Schmerz und ohne einzuschlafen halten kannst. Falls du dich zu Beginn überhaupt nicht auf deinen Atem konzentrieren kannst, beobachte die Dinge in deiner Nähe und nehme sie bewusst wahr. Dem Juckreiz und Positionskorrekturen gibst du ebenso bewusst und langsam nach. Auch können die Atemzüge gezählt werden, solang bis man sich vollständig auf das Atemen selbst konzentrieren kann.
Das Kapitel behandelt weiterhin die Meditation mit dem Fokus auf die eigenen Gefühle, Abläufe in uns selbst sowie die Meditation im täglichen Leben.
Fünf Regeln
Anders als z.B. die 10 Gebote der Bibel, handelt es sich bei den 5 Regeln nicht um Gesetze sondern Ziele die man anstreben soll. Auch lässt deren Formulierung bewusst Spielraum zur eigenen Interpretation.
- (Seite 191) Kein Lebewesen bewußt töten oder verletzen
- (Seite 196) Nicht-Gegebenes nicht nehmen
- (Seite 200) Ein sittlich reine Leben führen
- (Seite 205) Lügen und grobe Worte vermeiden
- (Seite 209) Die Bewußtheit nicht durch Drogen trüben
Zehn Fesseln
- (Seite 138) Das falsche Selbstbild
- (Seite 141) Zweifelsucht
- (Seite 144) Riten und Regeln
- (Seite 148) Gier nach sinnlicher Wahrnehmung
- (Seite 150) Groll oder Übelwollen
- (Seite 152) Verlangen nach Gestalt
- (Seite 153) Verlangen nach Gestaltlosigkeit
- (Seite 156) Vergleichender Dünkel
- (Seite 159) Aufgeregtheit
- (Seite 161) Nichtwissen
Vier edle Wahrheiten
Die Beschreibungen habe ich Wikipedia entnommen und werden im Buch detailierter und verständlicher mit Beispielen formuliert.
- (Seite 60) Unser Leid
„Das Leben im Daseinskreislauf ist leidvoll: Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden; Kummer, Lamentieren, Schmerz und Verzweiflung sind Leiden. Gesellschaft mit dem Ungeliebten ist Leiden, das Gewünschte nicht zu bekommen ist Leiden. - (Seite 66) Wie Leiden entsteht
Die Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung. - (Seite 69) Leid ist vermeidbar
Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden. - (Seite 70) Der Weg
Siehe „der edle achtfache Pfad“
Der edle achtfache Pfad
Aus der 4. edlen Wahrheit, dem Weg, ergibt sich wiederum der edle achtfache Pfad.
- rechte Einsicht/Anschauung → Erkenntnis
Rechte Erkenntnis ist die Einsicht in die Vier edlen Wahrheiten vom Leiden, der Leidensentstehung, der Leidenserlöschung und des zur Leidenserlöschung führenden Achtfachen edlen Pfades. - rechte(s/r) Gesinnung/Absicht → Denken → Entschluss
Rechte Gesinnung ist der Entschluss zur Entsagung, zum Nichtschädigen, zur Enthaltung von Groll. Rechtes Denken ist ohne Habgier, hasslos in der Gesinnung und großzügig. - rechte Rede
Rechte Rede meidet Lüge, Verleugnung, Beleidigung und Geschwätz. Wie die Gedanken ist die Rede heilsam oder unheilsam, nützlich oder unnützlich, wahr oder falsch. - rechte(s) Handeln/Tat
Rechtes Handeln vermeidet das Töten, Stehlen und sinnliche Ausschweifungen. Im weiteren Sinne bedeutet es ein Leben gemäß den Fünf Silas, den Tugendregeln des Buddhismus. - rechter Lebenserwerb/-unterhalt
Rechter (Lebens)wandel bedeutet, auf unrechten Lebenswandel zu verzichten. Namentlich werden fünf Arten von Tätigkeiten genannt, die ein buddhistischer Laienanhänger nicht ausüben sollte und zu denen er Andere nicht veranlassen sollte: Handel mit Waffen, Handel mit Lebewesen, Tierzucht und Handel mit Fleisch, Handel mit Rauschmitteln, Handel mit Giften. Im weiteren Sinn bedeutet rechter Lebenserwerb, einen Beruf auszuüben, der anderen Lebewesen nicht schadet und der mit dem Edlen achtfachen Pfad vereinbar ist. - rechte(s) Streben/Üben/Anstrengung
Rechtes Streben oder rechte Einstellung bezeichnet den Willen, Affekte wie Begierde, Hass, Zorn, Ablehnung usw. bei Wahrnehmungen und Widerfahrnissen zu kontrollieren und zu zügeln. Wie beim „rechten Denken“ geht es hier um das Prüfen seiner Gedanken, und das Austauschen unheilsamer Gedanken durch heilsame Gedanken. - rechte Achtsamkeit/Bewusstheit
Rechte Achtsamkeit betrifft zunächst den Körper: Bewusstwerdung aller körperlichen Funktionen, dem Atmen, Gehen, Stehen usw.; Bewusstwerdung gegenüber allen Sinnesreizen, Affekten und Denkinhalten. Sie sollen umfassend bewusst gemacht sein, ohne sie kontrollieren zu wollen. Die Achtsamkeit auf das „Innere“ prüft die Geistesregungen und benennt sie. Es geht um ein Bewusstwerden des ständigen Flusses der Gefühle und der Bewusstheitszustände. Die Achtsamkeit auf „das Äußere“ bewirkt, ganz im Hier-und-Jetzt zu sein, nicht der Vergangenheit nachzugrübeln und nicht in der Zukunft zu schwelgen. - rechte Sammlung/Konzentration → Versenkung
Rechte Sammlung bezeichnet die Fertigkeit, den unruhigen und abschweifenden Geist zu kontrollieren. Häufig auch als einspitziger Geist oder als höchste Konzentration bezeichnet, ist sie ein zentraler Teil der buddhistischen Spiritualität. Es geht hier im Wesentlichen um eine buddhistische Meditation, die vor allem die Konzentration auf ein einziges Phänomen (häufig den Atem) verwendet, wodurch der Geist von Gedanken befreit wird und zur Ruhe kommt.
Fünf Aspekte des Werdens
- unbelebte Materie
- belebte Materie
- menschliches Unbewußte
- Wirken (Karma)
- Dharma
(ab Seite 81)
Weitere Infos
Mehr zum Buch bei Wikipedia oder über ISBN 3-499-60586-4
Zu kaufen entweder in jeder lokalen Buchhandlung oder z.B. bei https://www.medimops.de/volker-zotz-mit-buddha-das-leben-meistern-buddhismus-fuer-praktiker-taschenbuch-M03499605864.html
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